HANDFERTIGUNG
Die venezianische Glasherstellung ist seit dem Mittelalter bekannt.
Handel und Know-how erreichten die Republik mutmaßlich über Byzanz.
Die Glasbläser (phiolari), die wegen der Brandgefahr in der Stadt ihre Produktionsstätten bis 1295 auf die vorgelagerte Insel Murano verlegen mussten,
waren per Gesetz verpflichtet, die Technik streng geheim zu halten.
Bekannt wurde Venedig ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts für sein farbloses, dünnwandiges und fein elaboriertes cristallo. Aus der Zeit davor ist nichts,
aus dem 16. und 17. Jahrhundert nur noch wenig erhalten. Über die Variationsbreite der venezianischen Glaskunst, ihre Formen und Dekore geben vor allem
niederländische und flämische Stillleben Auskunft. Es handelt sich größtenteils um Becher, Schalen, Kannen und Flaschen, die aus hohl geblasenen Balustern zusammen
gesetzte Schäfte mit flachen Füßen hatten. Diese Schäfte wurden in der Folgezeit
immer ausgeklügelter, Flügel wurden in phantasievollen Ornamenten und figürlichen Dekorationen angesetzt, manchmal war auch der Schaft in figürlicher, beispielsweise in Tiergestalt ausgeführt.
Für die Wandung gab es besondere Veredelungstechniken. Beim so genannten Eisglas, hergestellt durch Abschrecken in eiskaltem Wasser oder durch Rollen über kleine Splitter, wird auf der Oberfläche ein Effekt wie bei einem durch Eisblumen überzogenen Fensterglas erzielt. Beim Faden- oder Netzglas wurden Milchglas-Fäden in die klare Glasmasse eingeschmolzen und durch Drehen so verwoben, dass ein faden bzw. netzartiges Muster entstand. Diese Technik war in Ansätzen schon in der Antike bekannt.